Zwischen Wahrheit und Lüge finden wir uns vermeintlich in der Realität.

Zwischen Wahrheit und Lüge finden wir uns vermeintlich in der Realität.

In einer Runde von Freunden wurde die Unterschiedlichkeit von Realität und Wahrheit andiskutiert. Aus meiner Sicht sind beide Begriffe in ihrer Bedeutung nicht fix oder starr. Bei der Realität ist dies nur schwer zu verstehen, orientiert sich diese doch sehr an die Stofflichkeit bzw. an das Physikalische. Dennoch obliegt die Stofflichkeit der geistigen Herkunft. Bevor es beispielsweise einen Tisch als Produkt gibt, existiert vorher die Idee, wie dieser ausschauen soll, aus welchen Materialien und mit welcher Standhaftigkeit dieser Tisch entstehen soll. Selbst für die Bezeichnung des Tisches braucht es eine Übereinkunft der Menschen an dieser Bezeichnung festzuhalten. So sind viele Begrifflichkeiten oder Bezeichnungen Manifestierungen einer wachsenden Kultur. In dieser Hinsicht ist es noch verständlich, kulturelle Unterschiede von Realitäten anzuerkennen. Ist es in der europäischen Kultur Usus bei Trauer schwarz zu tragen, so ist dies in fernöstlichen Kulturen nicht so, hier wird bei Trauer beispielsweise weiß getragen.
Im Bereich der Wissenschaft ist die Orientierung an der Realität (Objektivität) die Basis für neue Erkenntnisse. Aber selbst in der Wissenschaft gesteht man manchmal ein, die Erkenntnisse von Heute sind der Irrtum von Morgen. Dies offenbart sich immer mehr mit Erkenntnissen aus dem Bereich der Quantenphysik, wo festgestellt wird, dass das Ergebnis vom Beobachter abhängt. Anders ausgedrückt der Fokus auf eine Sache bestimmt das Ergebnis mit (beispielsweise in einer Untersuchung). Unter diesem Aspekt gewinnen Studien eine andere Bedeutung, sind sie doch vom Fokus (des Auftraggebers oder der durchführenden Person) geprägt.

Mittlerweile ist die Technik so fortgeschritten, dass die menschlichen Sinne auch durch diese getäuscht werden können. So ermöglicht zum Beispiel die aktuelle Hologrammtechnik oder computeranimierte Videotechnik Bilder, die das menschliche Auge kaum mehr von realen Objekten oder Personen unterscheiden kann. Dies führt uns zum Begriff der Wahrheit. Einerseits heißt es, nur die Wahrheit macht frei, andererseits ist die Wahrheit subjektiv und zudem von der Wahrnehmungsfähigkeit des Einzelnen abhängig! Hier entsteht auch die Brücke zur Lüge. Abgesehen davon, dass es auch vorsätzliche Lügen (und Täuschungen) gibt, so gehe ich davon aus, dass die Lüge in den meisten Fällen nicht vorsätzlich, aber zumindest weniger bewusst passiert. Hängt sie doch mit der Wahrnehmungsfähigkeit zusammen. Diese wiederum unterliegt vor allem den Sinnen: Sehen, Riechen, Schmecken, Fühlen, Hören, (Temperatur) Empfinden; Bekanntlich beeinflussen Alkohol & Drogen die Sinne, weshalb darin verstärkt Täuschungen möglich sind. Wir leben in einer polarisierenden Welt, Medien berichten unterschiedlich zu gewissen Themen. Weil doch „nur die Wahrheit frei macht“, so sind wir heute angesichts der technischen Möglichkeiten darauf angewiesen, nicht nur unsere bekannten Sinne einzusetzen, sondern verstärkt unserer Intuition zu vertrauen und diese zu entwickeln. Dies bedarf der Bewusstheit, die innere Stimme wahrzunehmen und offen für Inspirationen zu sein. Somit gewinnt die Wahrheit ihre ursprüngliche Bedeutung und wir verfügen über die notwendige Kraft uns in der sogenannten Realität zurechtzufinden.

Helmut Wurdinger (Februarneumond 2025)

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