Lebst du oder wirst du gelebt?
Eine provokante Frage, die im Kern deine Präsenz fordert. Im Laufe unseres Lebens nehmen wir viele Rollen an – bist du dir bewusst wie viele Rollen du einnimmst? (deine bzw. mehrere Rollen in der Familie, im Beruf, im Verein, bei Freunden, spirituellen Verbindungen, Social Media, …).
Die Rollen bringen meist Aufgaben mit sich, welche teils unbewusst erledigt werden – hier funktionierst du in deiner Rolle! Spüre nach, wie bewusst du deine Rollen ausfüllst, bist du mit ganzem Herzen dabei oder erfüllst du diese mit trockener Routine. „Trocken – ohne Lebenssaft“ –
Bereiten dir deine unterschiedlichen Rollen Freude? Oder empfindest du diese als Notwendigkeit und ein Muss?
Wirst du in der Ausübung deiner Rolle abgelenkt? Wie oft passiert es, dass du vorgeschlagenen Produkten oder Nachrichten am Handy folgst? Wie viele Informationen verarbeitest du, welche dich eigentlich nicht betreffen?
Sich selbst gewahr sein, heißt sich seiner selbst bewusst zu sein und fordert gleichzeitig Achtsamkeit ein: sich selbst wahrzunehmen! Was ist meines oder was gehört nicht zu mir? Achte ich auf meine Grenzen – aber auch auf die Grenzen anderer? Wie ist meine Gemütslage – verantworte ich meine Gefühle vor mir selbst – oder ist dies ausschließlich die Reaktion auf Handlungsweisen anderer?
Sich daran zu üben bei sich und seiner Aufgabe zu sein, nährt die Selbstsicherheit und ermutigt sich zu öffnen – die Welt um sich wahrzunehmen!
Welche Eindrücke hinterlässt die Außenwelt bei mir, erkenne ich, ob ich hier am richtigen Platz bin?
Vor Jahren philosophierte ich in einer Runde mit Freunden über den Wert von Beziehungen und über die Qualität, wie wir Beziehungen leben können. Damals meditierte und beschäftigte ich mich über den Wesenskern, weshalb ich zu meinen Freunden sagte, dass „ich so wahrgenommen werden möchte, wie ich gemeint bin“ und selbstverständlich mein Gegenüber auch so wahrnehmen möchte, wie es gemeint ist.
In der Tiefe bedeutet das, einander zu erkennen – dich als Ganzes – mich als Ganzes. Du als Ganzes – ganzheitliches Wesen – bist göttlich! Deshalb und nur deshalb grüßen wir in unserer Kultur einander, meist mit einem freundlichen „Grüß Gott!“.
Den Alltag so zu gestalten, dass Beziehungen in dieser Qualität gelebt werden, scheint eine heraus- und hereinfordernde Lebensaufgabe zu sein.
Doch sie beginnt damit, sich seiner selbst gewahr zu sein, mit allen Sinnen – geführt vom Leben selbst.
Helmut Wurdinger